Bayern Berchtesgadener Land
Hütten-Hopping im Berchtesgadener Land
Matratzenlager, Murmeltiere und Menschenleere
Maximilianstraße 9
83471 Berchtesgaden www.berchtesgadener-land.com
Fernblick statt Fernseher, Bergsee statt Whirlpool und frisch gemolkene Kuhmilch statt Latte Macchiato. Zugegeben: Luxus bleibt auf der Strecke.
Wenn man sich im Berchtesgadener Land auf eine Hüttenwanderung begibt, die Nacht am Berg verbringt, im Matratzenlager schlummert, in aller Herrgottsfrühe mit den Murmeltieren aufsteht und sich in aller Ruhe wieder auf die Socken macht – lange bevor die erste Gondel mit Tagesausflüglern ankommt. Der Weg wird hier zum Ziel: Schritt für Schritt in der alpinen Abgeschiedenheit abzuschalten.
Eine der schönsten Hütten-Touren der Region führt durch die unberührte Natur des Nationalparks. Wer hier die Stiefel schnürt und vom Parkplatz am Königssee zur Gotzenalm (1685 m) aufbricht, verabschiedet sich für vier Tage in die Wildnis und ist jeden Tag ca. fünf Stunden unterwegs. Rund 1000 Höhenmeter müssen die Wanderer zunächst überwinden, um zu der am höchsten gelegenen Alm im Berchtesgadener Land zu gelangen. Vor der abendlichen Brotzeit sollte man noch einmal in die Wanderstiefel schlüpfen. „Nur wenige Gehminuten entfernt liegt die Aussichtskanzel Feuerpalven, von der aus man den schönsten Blick auf den Königssee überhaupt hat“, sagt Herbert Wendlinger, Wanderführer und Leiter einer Skischule, der das Reich von König Watzmann wie seine Westentasche kennt.
Mit der Wasseralm, zu der man direkt nach dem Frühstück aufbricht, verrät er einen besonderen Geheimtipp fürs Hütten-Hopping. Noch vor wenigen Jahren war die kleine Alm, die inmitten von Bergwiesen auf 1400 Metern liegt, eine reine Selbstversorgerhütte. Heute kann man hier deftige Kost samt kühlen Getränken genießen und sogar übernachten – eine Reservierung ist allerdings erforderlich, weil es nur maximal 40 Schlafplätze gibt“, rät Wendlinger. Schließlich gilt die kleine Hütte mit ihren Lagern als schönstes und urigstes Fleckchen im gesamten Nationalpark.
Einen Hauch von Komfort in grandioser Bergwelt verspricht dagegen das Kärlingerhaus, auch Funtenseehaus genannt, das am Abend des dritten Wandertages zur Einkehr lädt. Über den Halskopf vorbei am Grünsee und über die rund 300 Stufen der „Himmelsleiter“ erreicht man die Hütte nach einer abwechslungsreichen Tour gespickt mit Almen, reizvollen Aussichtspunkten und Seen.
Einheimische sieht man eher selten in die alpinen Gewässer springen. „Das machen eigentlich nur die Küstenbewohner aus dem Norden. Uns ist das Wasser meistens zu kalt“, gibt Wendlinger schmunzelnd zu. Ein wettertechnisch prominentes Nass lädt mit dem Funtensee (1638 m) am Kärlingerhaus zum besonderen Bad ein: Berühmt wurde der Bergsee durch den TV-Meteorologen Jörg Kachelmann, der hier eine Wetterstation errichten ließ und feststellte, dass der Funtensee auf Grund einer geografischen Kuriosität der kälteste Ort Deutschlands ist. Denn im Kessel des Hochtals staut sich im Winter die kalte Luft und sorgt für rekordverdächtige Minusgrade. „Im Hochsommer kann der See mit rund 18 Grad aber durchaus angenehme Temperaturen erreichen“, sagt Wendlinger. Ideal also, um wenigstens den Füßen nach der Wanderung eine kleine Wohltat zu gönnen.
Entspannt begeben sich die Wanderer am nächsten Tag nach einem zünftigen Frühstück auf der Sonnenterrasse des Kärlingerhauses auf die letzte Etappe. Abwärts geht’s über die berüchtigte Saugasse – 36 Kehren und 400 Höhenmeter steigt der Wanderer wieder hinab nach St. Bartholomä. Dort krönt eine abschließende Bootsfahrt über den Königssee die Hüttentour, die man bei guter Fitness übrigens auch auf drei Tage verkürzen kann.
Infos zu den Hütten
Gotzenalm: geöffnet von 25. Mai bis 25. Oktober
Wasseralm: geöffnet vom 30.Mai bis 11. Oktober
Kärlingerhaus: geöffnet von voraussichtlich Ende Mai bis Mitte Oktober